Nachrichten-Archiv

27.04.2011

Kabelloser Herzschrittmacher erstmalig implantiert

Chefarzt PD Dr. Christian Butter vom Herzzentrum Brandenburg gelingt die permanente Stimulation des Herzens durch ein kabelloses System. Dieses war der erste Eingriff dieser Art in Deutschland.

Das Herzzentrum Brandenburg in Bernau gibt die erste Implantation eines WiCS® Wireless Cardiac Pacing System in Deutschland bekannt. Dieses System wurde von der Firma EBR Systems aus Sunnyvale, California entwickelt. Erstmalig wird das Herz nicht über in Blutgefäßen liegende Kabel (Elektroden) stimuliert, sondern durch Ultraschall, der von außen durch die Zwischenrippenräume zum Herzen gesandt wird, wo ein ca. 1 cm großer Empfänger für die Umwandlung in elektrische Energie sorgt. Das WiCS® Herzschrittmachersystem bedeutet einen wesentlichen Technologiefortschritt, da es die Schrittmacherelektroden überflüssig macht und eine drahtlose Übertragung der Energie auf eine „leadless“ Elektrode im Herzen erlaubt. „Diese Technologie hat das Potenzial, die Zukunft der kardialen Stimulationstherapie in neue Bahnen zu leiten“, so PD Dr. Christian Butter.

Der Chefarzt der Kardiologie am Herzzentrum Brandenburg in Bernau hat im Rahmen der WiSE-CRT klinischen Studie die erste Implantation des WiCS® Wireless Cardiac Pacing Systems bei einem 59-jährigen Patienten mit ischemischer Herzerkrankung vorgenommen. Die WiCS® leadless Electrode konnte über einen wenige Millimeter dicken Katheter durch die Leistengefäße sicher posterolateral in der Hinterwand der linken Herzkammer (LV) implantiert werden. Der drahtlose Sender und die Batterie wurden jeweils in der 6. interkostalen Position und in linkslateraler Position unter der Haut implantiert. Das WiCS®-LV System wurde zusätzlich zu einem bereits 2008 implantiertem Medtronic InSync Maximo CRT-D ICD System implantiert, bei dem seit mehreren Jahren die Coronarsinuselektrode funktionslos war und keine geeignete alternative Vene vorhanden war. In Kombination können die beiden Stimulationssysteme eine Resynchronisationstherapie bei der vorliegenden Herzmuskelschwäche ermöglichen.

Die Nachuntersuchung erfolgte 24 Stunden und 3 Tage nach der Implantation des WiCS®-LV Systems. Beide Untersuchungen bestätigten eine erfolgreiche bi-ventrikuläre Stimulation. Eine positive Rückkopplung wurde anhand der morphologischen Veränderungen des EKGs und der Verkürzung des QRS Komplexes dargestellt.

Eine zweite Implantation wurde durch Herrn Dr. Butter an einem 78-jährigen Herzinsuffizienz Patienten, LVEF von 25%, durchgeführt. Der Patient hatte zuvor ein Medtronic InSync Maximo erhalten, ohne Koronarsinuselektrode, da die Plazierung der Elektroden nach wiederholten Versuchen erfolglos blieb. Durch die erfolgreiche Versorgung mit dem WiCS® Wireless Cardiac Stimulation System im linken Ventrikel konnte dem Patienten ebenso eine funktionierende Resynchronisationstherapie ermöglicht werden.

„Ich bin sehr erfreut, als erster Arzt in Deutschland an der WiSE-CRT Studie teilzunehmen. Beide Patienten hatten sich zuvor mehreren erfolglosen Versuchen, eine Resynchronisationstherapie zu implantieren, unterzogen. Diese waren an der erfolglosen Implantation der Linksherzelektrode im Koronarsinus gescheitert. Mit dem WiCS® Wireless Cardiac Pacing System ist ein Durchbruch in der Behandlung von Herzinsuffizienzpatienten mit Resynchronisationstherapie gelungen. Die Implantation einer drahtlosen Elektrode in den linken Ventrikel eröffnet vielen Patienten den Zugang zu der CRT Therapie“, so PD Dr. Christian Butter.

Seit 50 Jahren sind die Elektroden das schwächste Glied eines Stimulationssystems. Viele hatten den Traum, ohne Elektroden auskommen zu können, aber die Technik konnte bislang nicht erfolgreich umgesetzt werden. Der Durchbruch liegt zum einem darin, dass die Technologie der Firma EBR Systems durch die spezielle Anwendung von Ultraschallenergie Elektroden überflüssig macht und zum anderen darin, dass unabhängig von der Venenanatomie verschiedenste Stellen in der linken Herzkammer stimuliert werden können.

Die ersten Implantationen des neuen Systems zielen auf Patienten mit schwerer Herzmuskelschwäche, die entweder nicht von ihrer bisherigen Resynchronisationstherapie profitiert haben oder deren Anatomie bzw. Begleiterkrankungen für die bisherigen Methoden der Resynchronisationstherapie nicht in Frage kommen. Die „leadless“ Elektrode wird über einen Katheter an der Innenwand (endokardial) der linken, erkrankten Herzkammer platziert, während bisherige Elektroden auf der Außenseite (epikardial) zu liegen kamen. WiCS® ist für eine Ko-Implantation mit einem konventionellen Herzschrittmacher oder Defibrillator konzipiert und arbeitet in direkter Kooperation mit dem schon vorhandenen Implantat, wodurch die gleichzeitige Stimulation von rechter und linker Herzkammer (Resynchronisationstherapie) ermöglicht wird.

Durch das WiCS®-LV System könnten viele der bekannten und häufigen Probleme der konventionellen kabelbasierten Resynchronisationstherapie wie Phrenicusstimulation, schwierige Coronarsinuskannülierung, Sondendislokation oder gar Stimulationsverlust vermieden werden. Eine Optimierung und Aufrüstung (Upgrade) schon vorhandener Schrittmacher- oder Defibrillatorsysteme könnte durch die neue Therapieform vereinfacht werden und damit zum Nutzen zahlreicher Patienten beitragen.

Die durch EBR Systems gesponsorte WiSE-CRT (Wireless Stimulation Endocardially for Cardiac Resynchronization Therapy) Studie ist darauf ausgelegt, die WiCS® Technologieweiter klinisch zu erproben und bislang unversorgten Patienten anzubieten, die im Rahmen der Studie aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und der Schweiz kommen werden.

 
 
 

Direkt-Links