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14.11.2017

Lese-Tipp: Mit oder ohne Stent?

Zwei Studien haben den Einsatz von Stents im Vergleich zu rein medikamentöser Behandlung bei Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen untersucht. Zu den Ergebnissen nahm Prof. Dr. med. Christian Butter im Tagesspiegel Stellung.
Immanuel Klinik Bernau Herzzentrum Brandenburg - Nachrichten - Lese-Tipp - Tagesspiegel - Stent oder nicht? - Univ.-Prof. Dr. med. Christian Butter

Bei Menschen mit verengten Herzkranzgefäßen kann der Einsatz eines Stents Leben retten. Doch oftmals werden Stents schon eingesetzt, wenn sich die Patienten nur über Brustschmerzen bei Anstrengungen beklagen. Eine Studie aus Großbritannien kam nun zum Ergebnis, dass Patienten mit Brustschmerzen, die noch keinen akuten Infarkt hatten, nicht immer einen Stent benötigen, sondern auch mit Medikamenten erfolgreich behandelt werden können.

Die von britischen Forschern in der Zeitschrift „Lancet“ veröffentlichte ORBITA-Studie wurde über einen relativ kurzen Zeitraum von sechs Wochen durchgeführt. Alle Patienten besaßen ein einzelnes verengtes Herzkranzgefäß. Das Besondere: Die Studie wurde doppelblind durchgeführt. Das heißt weder Patienten noch Untersucher wussten, wer zuvor einen Stent erhalten hatte und wer nur medikamentös behandelt wurde. Im Vergleich beider Gruppen zeigten sich bei den Ergebnissen keine deutlichen Unterschiede.

Eine zweite „Fame 2”-Studie aus den USA, deren Ergebnisse zeitgleich in der Zeitschrift „Circulation“ erschienen, begleitete zwei Patientengruppen über 3 Jahre hinweg. Im Unterschied zur ersten Studie nahmen an der Studie auch Patienten teil, bei denen mehr als nur ein verengtes Herzgefäß und eine niedrige „Fraktionelle Fluss-Reserve“ (FFR) vorhanden war. Zudem wussten alle Patienten, ob sie einen Stent eingesetzt bekommen hatten oder nicht. Die Auswertung ergab, dass bei der Patientengruppe mit Stent deutlich weniger Todesfälle und Notfälle auftraten als bei den Patienten, welche nur Medikamente erhielten.

Welche Konsequenzen sind aus den Ergebnissen der beiden Studien zu ziehen? Univ.-Prof. Dr. med. Christian Butter, Chefarzt der Abteilung Kardiologie im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, sagte hierzu im Tagesspiegel, dass die Ergebnisse der ORBITA-Studie sein bewährtes Behandlungskonzept nicht grundsätzlich ändern würden. Warum? – Nicht nur sei der Studienzeitraum für eindeutige Aussagen zu kurz gewesen, auch handele es sich bei den Patienten mit nur einer Gefäßverengung um relativ gesunde Menschen. Gerade ältere Menschen, die im Herzzentrum Brandenburg behandelt würden, hätten allerdings meist mehrere Verengungen der Herzkranzgefäße und damit ein höheres Infarktrisiko.

 
 
 

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