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Was ist eine 24h-Bereitschaft bei akutem Herzinfarkt?

Ein akuter Herzinfarkt entsteht dadurch, dass ein Teil des Herzmuskels von der Durchblutung abgeschnitten wird.

Da Herzmuskelgewebe nur kurze Zeit ohne Sauerstoffversorgung überleben kann, hat es allergrößte Bedeutung, die Blutversorgung rasch wiederherzustellen. Da dies mittels einer mechanischen Wiedereröffnung des betroffenen Gefäßes effektiver und sicherer gelingt als mit einer medikamentösen Therapie, sind 24h-Bereitschaften für die Behandlung akuter Herzinfarkte im Herzkatheterlabor eingerichtet worden.

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Darstellung der linken Herzkranzarterie. Die Vorderwandarterie ist in der Nähe des Abgangs verschlossen.

Wie ist die 24h-Bereitschaft bei akutem Herzinfarkt entstanden?

Darstellung der linken Herzkranzarterie. Der Verschluss wurde mit einem Führungsdraht passiert.

Nachdem Sones 1958 als erster die Darstellung der Herzkranzgefäße mittels Kontrastmittelinjektion beschrieben hatte, dauerte es fast zwei Jahrzehnte bis Grüntzig der erste war, der die Anwendung von Ballonkathetern zur Behandlung von Engstellen der Herzkranzgefäße beschrieb. 1979 war es in der Folge Rentrop, der in Göttingen die erste Behandlung eines Patienten mit einem akuten Herzinfarkt beschrieb.

In der Erstbeschreibung wird berichtet, wie das Blutgerinnsel in der Herzkranzarterie mit einem Führungsdraht passiert wird und dann das Gerinnsel durch ein Medikament zur Auflösung gebracht wird.

Die folgenden zwei Jahrzehnte waren davon geprägt, unterschiedliche gerinnselauflösende Substanzen auf ihre Effektivität und Sicherheit bei der Behandlung des Herzinfarktes zu überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass auch bei zeitgerechter Anwendung einer entsprechenden Therapie das Infarktgefäß nicht bei allen Patienten wieder eröffnet werden kann und andererseits durch die gerinnselauflösende (Lyse-) Therapie Blutungskomplikationen hervorgerufen werden. So kommt es bei einem Teil der Patienten durch die Lysetherapie zu einer Gehirnblutung.

Wann hilft die 24h-Bereitschaft bei akutem Herzinfarkt?

Wie hilft die 24h-Bereitschaft bei akutem Herzinfarkt?

Die Durchführung einer Herzkatheter-Untersuchung, einer Ballonaufdehnung und einer Stentimplantation folgt den hier beschriebenen Abläufen.

Zentral für die Behandlung akuter Herzinfarkte ist die möglichst rasche Wiederherstellung der Blutversorgung zu dem vom Herzinfarkt bedrohten Anteil des Herzmuskels. Die Zeit bis zur Behandlung des Patienten wird dabei von mehreren Faktoren beeinflusst:

 
  • Zeit zwischen Beschwerdebeginn und Alarmierung des Notarztes bis zum Eintreffen des Notarztes
  • Transportzeit bis zum versorgenden Krankenhaus
  • Zeit von der Krankenhaustür bis zur Wiedereröffnung des Gefäßes, auch "door to balloon time" genannt
Implantation eines Stents. Der Stent wird über den Führungsdraht vorgebracht und durch die Entfaltung eines Ballons implantiert. Im Bild ist der mit Röntgenkontrastmittel gefüllte Ballon zu sehen, der Stent ist auf den Ballon montiert.

Die Zeitabschnitte, die außerhalb des Krankenhauses verbracht werden, können durch eine verbesserte Aufklärung der Bevölkerung verkürzt werden, um die Zeit zwischen Beschwerdebeginn und Alarmierung des Notarztes zu optimieren. Die gute Organisation der Rettungskette kann dafür sorgen, dass das richtige erstversorgende Krankenhaus ausgewählt wird und die Transportzeit kurz ist. Idealerweise erfolgt bereits vom Rettungsdienst die Vorankündigung eines Patienten im Krankenhaus, so dass ein Patient mit einem akuten Herzinfarkt ohne Verzögerung ins Katheterlabor gebracht werden kann.

Die Notärzte unseres Krankenhauses und der umliegenden Landkreise können deshalb EKGs aus dem Rettungswagen direkt auf unsere kardiologische Station übertragen und so eine rasche Alarmierung des Katheterteams auch außerhalb der üblichen Dienstzeiten gewährleisten. Innerhalb der üblichen Dienstzeiten können wir mit drei Herzkatheterlaboren sicherstellen, dass ein Patient mit akutem Herzinfarkt ohne Verzögerung behandelt wird. Unabhängig davon steht 365 Tage im Jahr ein Team aus Ärzten und Assistenzpersonal auf Abruf bereit, um die Zeit von der Tür des Krankenhauses bis zur Wiedereröffnung des Gefäßes möglichst kurz zu halten.

In unserem Herzzentrum wurden im Jahr 2011 bei 342 Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom eine Katheterbehandlung durchgeführt. Wir verwenden dabei routinemäßig den Zugangsweg über die Pulsarterie, da dieser Zugang komplikationsärmer ist und gegenüber dem Zugang über die Leistenarterie im Akutfall einen Vorteil für die Überlebenchancen des Patienten mit sich bringt.

Wie wird in der 24h-Bereitschaft bei akutem Herzinfarkt vorgegangen?

Darstellung des Stents mit einer speziellen Technik. In der Mitte des Bildes ist das entfaltete Maschengeflecht des Stens zu sehen. Links und rechts des Stents finden sich die Markierungen des Stentballons auf dem Führungsdraht.
  • Der Patient wird auf dem Kathetertisch gelagert und steril abgedeckt.
  • Handgelenk und Leiste werden steril abgewaschen.
  • Nach einer örtlichen Betäubung wird die Arterie mit einer Nadel punktiert.
  • Über einen Führungsdraht wird eine Schleuse in die Arterie eingeführt.
  • Ein Katheter wird bis zum Herzkranzgefäß vorgebracht.
  • Die Engstelle des Herzkranzgefäßes wird mit einem Führungsdraht passiert, ggf. wird ein Blutgerinnsel abgesaugt.
  • Über den Führungsdraht werden Ballon und/oder Stent in die Engstelle vorgebracht.
  • Ballon und/oder Stent werden entfaltet.
  • Ballon und Katheter werden entfernt, die Punktionsstelle mit Druckverband oder Nahtsystem verschlossen.
Darstellung des linken Herzkranzgefäßes. Es findet sich ein Verschluss der Vorderwandarterie nahe am Abgang.
Abschlussbild nach Beendigung der Behandlung. Die Vorderwandarterie ist wieder eröffnet, es wurde ein Stent implantiert. Im Gefäß ist noch der Führungsdraht zu sehen.

Wo kann man mehr über die 24h-Bereitschaft bei akutem Herzinfarkt erfahren?

Allgemeine Informationen

Deutsche Herzstiftung:
herzstiftung.de

Allgemeine Informationen

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie:
dgk.org

Allgemeine Informationen

Patientenfassung der Versorgungsleitlinien:
versorgungsleitlinien.de

Fachliteratur