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Was sind Krampfaderleiden?

Krampfadern, auch Varizen oder Varikose genannt, sind eine der häufigsten Erkrankungen des Menschen, ca. 12 Prozent aller Männer und 16 Prozent aller Frauen leiden hierunter. Mit steigendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit und Schwere der Erkrankung zu, so auch die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung eines Geschwürs (Ulcus cruris venosum) als Zeichen eines weit fortgeschrittenen Stadiums. Irrtümlicherweise geht man oft davon aus, dass solchen Geschwüren an den Unterschenkeln eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, s.o.) zugrunde liegt. Tatsächlich haben 80 Prozent der Unterschenkel- und Fußgeschwüre ihren Ursprung in der Venenerkrankung (chronisch-venöse Insuffizienz).

Krankheitsmechanismus:
Die venösen Gefäße sind diejenigen Blutleiter, die das Blut aus allen Körperteilen zum Herzen zurücktransportieren. Zum großen Teil muss das Blut also entgegen der Erdanziehungskraft fließen. Im Gegensatz zu Arterien haben Venen eine zu vernachlässigende Muskelschicht. Deswegen gibt es in den Venen auch keinen Puls und das Blut kann nicht durch die Muskelkraft des Gefäßes gepumpt werden. Die treibende Kraft für den venösen Fluss ist die sogenannte „Muskelpumpe“: durch die Arbeit der Skelettmuskulatur werden die Körpervenen zusammengepresst und das Blut dadurch weiterbefördert. 

Abbildung einer Muskelpumpe - Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin
Abbildung einer Muskelpumpe

Damit das Blut aber nicht in die „falsche“ Richtung gedrückt wird, besitzen die Venen sogenannte Venenklappen. Gerade diese Strukturen verhindern das „Absacken“ des Blutes nach unten und stellen die Fließrichtung zum Herzen sicher.
Können die Venenklappen ihre Funktion nicht sachgerecht ausführen, sind also insuffizient, so sackt das Blut in den Beine zurück. Es entsteht ein venöser Blutrückstau, durch welchen sich im weiteren Verlauf Krampfadern ausbilden.

Anatomie:
Das Venensystem der Beine wird grob in das tiefe und das oberflächliche Venensystem unterteilt. Die tiefen Venen sind meist paarig angelegt und begleiten die tiefe Arterie der Extremität. Im Gegensatz dazu besteht das oberflächliche Venensystem aus einem ganzen Netz von miteinander verbundenen Venen. Eine besondere Bedeutung wird dabei den sogenannte Stammvenen zugesprochen. Sie sind die größten Venen des oberflächlichen Venensystems, sammeln das Blut aus dem restlichen oberflächlichen Venennetz und leiten es weiter über Senkrechtverbindungen (Perforansvenen) an die tiefen Venen weiter, von wo aus das Blut dann Richtung Herz befördert wird. Es sind gerade die Stammvenen, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Varikose einnehmen. Die Krankheit entsteht nämlich genau dann, wenn die Venenklappen der Stammvenen nicht mehr funktionieren.

Abbildung einer Rezirkulation - Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin
Abbildung einer Rezirkulation

Die Folge ist die Ausbildung von Rezirkulationskreisläufen. Im Wesentlichen bedeutet der Rezirkulationskreis, dass ein Teil des venösen Blutes des tiefen Venensystems durch Muskelkontraktion nicht mehr herzwärts aus dem Bein getrieben wird, sondern durch die defekte Venenklappe einer Stammvene zurück in das oberflächliche Venensystem sackt und über die Perforansvenen wieder in das tiefe Venensystem eintritt. Dies führt letztendlich zu einer Volumenüberlastung des tiefen Venensystems. Daraus kann sich auch eine Insuffizienz des tiefen Venensystems entwickeln, was eine Chronifizierung der Erkrankung als Folge hat (Chronisch-venöse Insuffizienz).

Was sind die wichtigsten Symptome?

  • schwere Beine
  • Schwellungsneigung / Wasserstauung in den Beinen
  • nächtliche Wadenkrämpfe, Unterschenkelgeschwüre (Ulcus cruris)
  • entzündliche und derbe Haut

Was können mögliche Ursachen sein?

Therapie bei Krampfaderleiden

Konservativ:
Kompressionsverbände, Kompressionsstrümpfe; physikalischen Entstauungsmaßnahmen, wie die manuelle Lymphdrainage

Invasiv:
Sklerotherapie (Verödung), Radiofrequenzobliteration, endovenöse Lasertherapie

Operativ:
Ziel: 
Unterbrechung des Rezirkulationskreises
Vorgehen: Unterbrechung aller in die Stammvene mündenden Venen („Venenstern“, gelegen in der Leisten- und Kniekehlenregion), anschließend Entfernen der ursächlichen Stammvene aus dem Körper („Stripping“), zusätzlich Verschluss oder Entfernen aller relevanten (varikösen) Seiten- und Perforansvenen.

Nachsorge:
Mobilisation, Kompressionsstrümpfe für 5 bis 6 Wochen