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Immer mehr Menschen erreichen heutzutage auch mit chronischen Erkrankungen ein höheres Lebensalter. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für eine dialysepflichtige Nierenschwäche Aber auch junge Menschen sind auf die Dialyse angewiesen. Hierbei spielen genetische Prädisposition und Erkrankungen wie Zystennieren, wiederholte Nierenentzündung (Pyelonephritis, Glomerulonephritis), Diabetes-bedingter Untergang des Nierengewebes (Diabetische Nephropathie) eine tragende Rolle.

Es ist die sogenannte chronische Niereninsuffizienz, welche schleichend beginnt und irgendwann in einem terminalen Nierenversagen endet. In diesem Stadium funktionieren die Nieren nicht mehr, und das Blut muss über die Dialyse-Maschine gereinigt werden.

Was ist eine Dialyse?

Wenn die Nieren nicht mehr funktionieren, muss das Blut über eine Dialyse-Maschine gereinigt werden. Damit das Blut aus dem Körper in die Maschine und gereinigt zurück in den Körper gelangt, müssen spezielle Katheter in die großen Körpervenen oder dauerhafte Dialysezugänge eingebracht werden.

Welche Dialysezugänge gibt es?

Temporäre Dialysekatheter werden in die großen Körpervenen eingebracht. Diese Zugänge, sogenannte Shaldon-Katheter, Demers-Katheter, Vorhofkatheter, dürfen aber nur eine begrenzte Zeit lang eingesetzt werden, da diese auf Dauer eine potentielle Gefahr der Herzklappenentzündung (Endokarditis) darstellen.

av-Fisteln und av-Shunts als dauerhafte Dialysezugänge

Viel sicherer in dieser Hinsicht sind die sogenannten av-Fisteln und av-Shunts, welche als dauerhafte Dialysezugänge gelten (av = arterio-venös). Sie bedürfen zwar eines kleineren operativen Eingriffs, verlaufen aber im Körperinneren direkt unter der Haut und haben keinen direkten Kontakt nach außen wie die temporären Dialysekatheter.

Als av-Fistel bezeichnet man eine direkte Verbindung zwischen einer Arterie und einer oberflächlichen Vene ohne jeglichen Einsatz von Prothesen oder Fremdmaterial. Durch diesen Kurzschluss strömt das arterielle Blut mit hohem Druck in die weiche Vene, wodurch sich diese dehnt und einen hohen Blutfluss aufweist. So ist die neu geschaffene av-Fistel bestens geeignet zur Punktion und zum Anschluss an eine Dialysemaschine.

Abbildung eines klassischen Cimino-Shunts im Handgelenk - Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin - Dialyse-Chirurgie
Abbildung eines klassischen Cimino-Shunts im Handgelenk

Ein av-Shunt dagegen besteht aus einer speziell angefertigten Prothese, die ebenfalls die Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene herstellen. Der Effekt ist der gleiche, wie bei der av-Fisteln. Zwar ist der Einsatz von Fremdmaterialien im Körper immer nur die zweite Wahl, aber die Shunts haben durchaus ihre Vorteile: Sie sind immer verfügbar und weniger an die anatomischen Gegebenheiten des Patienten gebunden, außerdem sind die Prothesen viel schneller für die Dialyse verwendbar, weil hier nicht abgewartet werden muss, bis der Zugang „weit genug“ ist.

Abbildung eines arterio-venösen Prothesenshunts in der Leiste - Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin
Abbildung eines arterio-venösen Prothesenshunts in der Leiste
Abbildung einer arterio-venösen Prothesenschlinge - Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin - Dialyse-Chirurgie
Abbildung einer arterio-venösen Prothesenschlinge

Arterio-arterielle Schlinge als weitere Möglichkeit eines Dialysezugangs

Ein weiterer spezieller Dialysezugang ist die „arterio-arterielle Schlinge“ (aa-Schlinge). Im Gegensatz zu av-Zugängen kommt hier gar keine Vene zum Einsatz. Die Prothese wird in einen rein arteriellen Blutfluss zwischengeschaltet. Diese Methode wird verwendet, wenn alle „venösen“ Möglichkeiten für einen Dialysezugang ausgeschöpft sind. Außerdem ist die Primärindikation für eine aa-Schlinge eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz. Im Gegensatz zum av-Zugang wird nämlich das Herz in dieser Variante nicht mit zusätzlichem Blutvolumen belastet.

Abbildung eines arterio-arteriellen Prothesenshunts in der Armarterie in Höhe des Schlüsselbeins - Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin - Dialyse-Chirurgie
Abbildung eines arterio-arteriellen Prothesenshunts in der Armarterie in Höhe des Schlüsselbeins

Wie erfolgt die Dialyse-Chirurgie?

Sowohl av-Fisteln als auch av-Shunts können in unterschiedlichen Körperregionen geschaffen werden, oft sogar in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie), da die Hautschnitte hierzu oft sehr klein gehalten werden können: Unterarm, Ellenbeuge, Oberarm, vorderer Brustkorbbereich und Leisten- / Oberschenkelregion sind typische Regionen. Üblicherweise werden die Zugänge zunächst so weit wie möglich in den äußeren Zonen des Körpers angelegt, damit, wenn sie aufgebraucht sind, weiter zentral eine neue Fistel angelegt werden kann: Zuerst handgelenksnah, anschließend in der Ellenbeugenregion, dann im Schlüsselbeinbereich und erst nach Ausschöpfung aller anderen Regionen in der Leiste. Da man eine Fistel oder einen Shunt so lange wie möglich in Funktion erhalten haben möchte, versucht man bei einem nicht mehr funktionierenden Zugang diesen zunächst zu rekonstruieren und wieder in Gang zu bringen. So entstehen sogenannte „Composite-Shunts“, das heißt eine Kombination aus körpereigener Vene und Prothesenmaterial. Erst, wenn ein Zugang nicht mehr zu retten ist, entscheidet man sich zu einer komplett neuen Fistel- oder Shunt-Anlage.

Präoperative Diagnostik:

Was muss ein Dialyse-Patient mit einem permanenten Dialysezugang unbedingt wissen?

Zu Gefäßchirurgie