Kunstherz
Ein künstliches Unterstützungssystem des Herzens, also ein Kunstherz, kommt erst dann infrage, wenn sämtliche andere Maßnahmen ausgeschöpft sind. Diese Therapieform birgt nach wie vor große Risiken und ist zeitlebens mit einer aufwändigen medizinischen Betreuung verbunden.
Kontakt
Künstliche Unterstützungssysteme (Kunstherz)
Seit 40 Jahren wird in der Medizin versucht, die Pumpleistung des Herzens durch künstliche Unterstützungssysteme zu verbessern oder zu ersetzen. Generell gilt, dass alle Blutpumpen erst dann zum Einsatz kommen, wenn sämtliche anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind, der Tod also aufgrund des Herzversagens droht, denn auch die Pumpen selbst weisen nicht unerhebliche Risiken auf, die infolge der notwendigen teilweisen Aufhebung der körpereigenen Gerinnung entstehen können. Ein vollständiger anatomischer Ersatz des Herzens durch eine Pumpe (klassisches Kunstherz) hat sich nicht durchgesetzt. Heute werden alle verfügbaren Systeme am im Körper belassenen Herzen angedockt.
Unterschieden werden muss zwischen innen- und außenliegenden Pumpen, pulsatil versus nicht-pulsatil arbeitenden Pumpen, Ein- oder Zwei-Kammer Systeme, Systeme, die zur Überbrückung bis zu einer Herztransplantation gedacht sind gegenüber Systemen, die den Patienten dauerhaft versorgen.
Zur kurzfristigen Überbrückung eignen sich außenliegende Zwei-Kammer Systeme, da durch sie beide Herzkammern vollständig entlastet werden können, um eine Erholung zu erwirken oder die Herztransplantation vorzubereiten.
Zur langfristigen Überbrückung über mehrere Monate oder gar Jahre bis hin zur Erholung des Herzens oder auch Transplantation haben sich innenliegende Ein-Kammer Systeme bewährt, die allerdings ihre Energie und Funktionsanpassung über ein Versorgungs- und Steuerungskabel beziehen. Es muss also ein Kabel aus dem Körper dauerhaft ausgeleitet werden.
Systeme, die über eine Induktionsspule aufgeladen und gesteuert werden können, haben sich nicht durchgesetzt. Dies Pumpen benutzen zumeist eine Art innenliegende Schraube oder Turbine zum Bluttransport. Dadurch entsteht eine kontinuierliche Strömung im Gegensatz zum pulsatil pumpenden Herzen selbst oder auch zu pneumatische betriebenen pulsatilen Pumpen. Der Körper kommt mit dieser Form der Durchblutung aber auch auf lange Sicht erstaunlich gut zurecht.
Die letztlich guten Erfahrungen mit diesen Pumpen und deren ständige Weiterentwicklung haben dazu geführt, dass die sogenannten LVAD (linksventrikuläre Unterstützungspumpen) heutzutage bei Patienten, die für eine Herztransplantation nicht mehr infrage kommen aufgrund des Alters oder der Summe von Nebenerkrankungen, als Dauerlösung implantiert werden. Mit dieser Therapieoption werden allerdings nur Patienten mit schwerer Pumpleistungsschwäche behandelt nach Ausschöpfung aller konventionellen operativen Verfahren, medikamentösen und elektrophysiologischen Maßnahmen. Die bisherigen Studien zu dieser recht neuen Behandlungsform zeigen bereits mehrjährige Verläufe mit geringen Einschränkungen somit guter Lebensqualität für den Patienten. Im Rahmen unserer interdisziplinären Behandlungskonzepte für schwer herzinsuffiziente Patienten (NYHA III und mehr) spielt daher diese Therapie eine zunehmend größere Rolle. Die nächste Generation dieser Pumpen wird weiter verbessert und verkleinert, sodass sich nun auch Patienten, die bisher für das Verfahren nicht infrage kamen, dafür qualifizieren.
Gefahren bestehen allerdings weiter durch die notwendige Gerinnungshemmung, die engmaschiger Überprüfung bedarf und durch die Gefahr der Infektion des LVAD, welche verheerende Konsequenzen nach sich zieht. Aus diesem Grunde muss hier Zeitlebens große Wachsamkeit herrschen. Diese Therapie kann daher nur an einem großen Zentrum mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden, da die Patienten auch nach Beendigung des stationären Aufenthaltes dauerhaft an das Zentrum angebunden bleiben müssen.